20.05.2014 Von Haugesund/Norwegen nach Lerwick/Shetland Islands/GB 206 sm

Wie war die Überfahrt? Im Großen und Ganzen so, wie von WetterWelt und anderen Wetterdiensten vorhergesagt. Wir fuhren bei strahlendem Sonnenschein von Haugesund los, es war windstill, auch das war uns bekannt. Nach ca. einer Stunde fuhren wir direkt in eine Nebelwand hinein, (war vorhergesagt). Diese sollte sich lange halten. Erst als es am nächsten Tag wieder hell wurde, hatte sich der Nebel aufgelöst. Mit Radar fühlten wir uns sicher.

 

 

 

 

Die Flaute hielt wesentlich länger an, als vorhergesagt. Wir rechneten mit ca. 35 sm, tatsächlich konnten wir erst nachts um 1.00 Uhr die Segel setzen. Der Wind drehte von NNO über W, später O auf SSO, wie vorhergesagt. Anfangs segelten wir mit 3-4 Bft, langsam nahm der Wind zu auf 5 Bft aus S. Wir machten gute Fahrt.
Am Mittwoch gegen 17.30 Uhr segelten wir bei NNW und 5 Bft schon fast Am – Windkurs. Hohe Wellen bauten sich auf. Laut Wetterbericht sollten sie 1,9 m betragen. Wir hatten keine Ahnung, wie hoch sie tatsächlich waren. Sie drückten jedoch die Snow Goose zusätzlich von backbord kommend nach steuerbord; das war sehr ungemütlich. Wir refften das Großsegel ins 2. Reff, die Genua ins 1. Und änderten etwas den Kurs, so dass wir die Wellen schräg anfahren konnten. Was für eine Erleichterung! Wir machten trotzdem gute Fahrt.
Donnerstag früh, gegen 1 Uhr, drehte der Wind noch weiter auf Kurs gegenan. Über Scotland Coastgard wurde eine Sturmwarnung für die Shetland Islands herausgegeben. Dummerweise verstanden wir nicht, für welche Zeit die Unwetterwarnung galt. Wie lange vorher werden die Seefahrer gewarnt?
Wir warfen für 1,5 Stunden den Motor an, wir waren damit schneller. 02.30 Uhr drehte der Wind erneut auf N bei 4 -5 Bft, wir segelten wieder.
Gegen 05.30 Uhr (Ortszeit) legten wir in Lerwick an. Der Wind hatte etwas nachgelassen. Einzig, dass wir unterwegs Wind gegenan bekommen würden, war nicht vorhergesagt.
Die Crew (ich) hat zum ersten Mal auf diesem Törn schlappgemacht. Stundenlang hatten uns die Wellen grob hin und her geschaukelt. Als sich am Mittwochabend noch dazu ein riesiges Wellenmeer aufgebaut hatte, schwächelte mein Magen. Lange trotzte ich der Seekrankheit. Doch mitten in der Nacht erschallte der Notruf aus dem Bauch der Snow Goose: „Die Pütz! Schnell, ich brauch die Pütz!“ Walter war gerade am Großsegel setzen. Augenblicklich unterbrach er das Manöver. Er war schnell genug.
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag bekamen wir Besuch an Bord. Ein Vogelpärchen flog laut zwitschernd durch den Salon, immer auf der Suche nacheinander. Sie waren klein, hatten gespaltene Schwänze und schwarze Köpfchen. Sie ließen sich auf der Lampe über dem Navigationstisch nieder. Sie flogen ins Bad. Irgendwann habe ich sie aus den Augen verloren. Ich dachte, sie wären wieder davon geflogen. Falsch gedacht. Als ich, kurz vor Lerwick, zur Toilette ging, saßen die Beiden schlafend auf einem Körbchen an der Wand, eng aneinander gekuschelt. Ich erschrak sehr. Einer der Beiden erschrak noch mehr bei meinem Anblick. Fluchtartig verließ er das Bad. Das Andere wartete, bis ich fertig war und folgte dann seinem Partner. Wir hoffen sehr, dass sie sich wieder gefunden haben. Über den putzigen Besuch haben wir uns sehr gefreut. Was wir jedoch von unseren Gästen nicht gewohnt sind ist, dass sie uns das Bad vollkacken.

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