16. – 17.06.2014 Nachtfahrt von Siglufjördur nach Sudureyri 133 sm

Wer Island umrundet, tut das üblicherweise gegen den Uhrzeiger. Weil in der Regel im Norden Ostwind, im Süden Westwind vorherrscht. Keine Regel ohne Ausnahme – wir hatten heute Westwind.
Dass wir anfangs wenig Wind haben würden, war klar. Gegen 15 Uhr konnten wir das Großsegel und die Genua setzen und machten Fahrt.
Kurz vor 20 Uhr sahen wir rings um uns herum Wale, zum Teil weit entfernt, einige nah. Sie tauchten kreuz und quer an die Wasseroberfläche wie Fischerboote mit fish finder. Ich war ein bisschen beunruhigt. Schauen die nach oben, bevor sie auftauchen? Oder informieren sie sich über Schallwellen? Jedenfalls sagte ich zu Walter: „Wenn sie noch näher kommen, machen wir den Motor an, dann hören sie uns.“ (Brauchten wir nicht). Wenn auf dem Meer Geysire auftauchen, sind das Wale, die zum Atmen an die Wasseroberfläche kommen. Ein wunderschöner Anblick.

Danach hatten wir beim Segeln nicht so viel Spaß.
Der Wind schwächelte vor sich hin. Immer wieder mussten wir mit dem Motor schieben. Bei jeder noch so leichten Windzunahme – Motor aus, Genua raus. Das Großsegel war dichtgeholt. Das ging die ganze Nacht so.
Als wir um die nördlichsten Westfjorde herum waren, hatten wir alles gegen uns – Wind, Wellen, Strömung. War das ein Geschaukel!
Am frühen Morgen umrundeten wir die östlichen Westfjorde, von See aus ein herrlicher Anblick. Unsere Pläne, dort zwei Ankerplätze zu besuchen, haben wir geändert. Bei Westwind ist es dort ohnehin zu unruhig.
Dieses Jahr fehlen uns zwei Wochen, die wir auf Heimaturlaub sind. Das ist nicht schlimm. Unvorstellbar ist es, nicht auf der Hochzeit von Anja und Frank zu sein.
Die Coastguard hat sich mehrmals über DSC position request gemeldet. Einmal haben sie uns direkt angefunkt, um unsere Position zu erfahren und hat uns freundlich gebeten, wir mögen uns in sechs Stunden bitte melden. Sie würden unser AIS in den Westfjorden so schlecht empfangen können.
Ist das nicht nett? Wir denken, wir sind mutterseelenalleine zwischen Himmel und Meer, Klippen, Seevögel und Walen. Und dabei wird auf uns aufgepasst ;-).

 

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