16. – 19.07.2014 Von Reykjavik nach Tasiilaq/Grönland 428 sm

Wir haben unser Ziel erreicht. Nach 428 sm (von Rendsburg 2279 sm) sind wir nach 75 Stunden Samstagabend um 21.15 Uhr Ortszeit in Grönland angekommen. Davon fuhren wir 10,5 Stunden mit Motor.
Die Überfahrt war lang und hart. Anfangs hatten wir Wind aus SW mit 3 – 4 Bft, in der Nacht zum Donnerstag auch mal 5 Bft. Der angekündigte stärkere Wind mit 5 – 6 Bft vorwiegend aus NO kam etwas verspätet Freitagmittag an. Mit dem Wind kamen die Wellen und die machten Michael und mir sehr zu schaffen. Wir wurden seekrank. Walter hat, wie immer souverän , den größten Teil der Reise am Ruder gestanden. In der dritten Nacht war er ziemlich beschäftigt mit Segel ein- und ausreffen.
Freitagmittag, gegen 14 Uhr, passierten wir die Grenze nach Grönland. Walter hatte schon vorher versucht, uns über Funk bei der grönländischen Coast Guard anzumelden. Ein Ehepaar aus der Schweiz erzählte uns, dass sie sich auf der Fahrt von Westgrönland nach Island nicht angemeldet hatten. Die zuständige dänische Coast Guard kam auf offener See zu ihnen an Bord. Das wollten wir vermeiden. Walter funkte immer wieder, ohne Erfolg. Erst 30 sm vor Grönland reagierte Aasiaat-Radio und wollte Position, Ziel, Anzahl der Besatzung, Kurs und Geschwindigkeit wissen.
Samstagmorgen, gegen 7 Uhr, raffte ich mich auf, Walter sollte sich dringend aufwärmen. Beim ersten Rundumblick erstarrte ich – vor uns ragten, groß und mächtig, zwei Eisberge aus dem Meer. Einer lag an der Steuerbordseite, der andere an Backbord, zum Glück weit auseinander. Wir befanden uns ca. 100 sm vor Tasiilaq. Mein erster Gedanke war – Flucht! – drehen wir lieber um und segeln nach Reykjavik zurück.

Erster Eisberg - 100sm vor Grönland

Erster Eisberg - 100 sm vor Tasiilaq

Meistens hat man auf dem Meer viel Zeit, sich auf Situationen einzustellen. Mit großem Abstand fuhren wir zwischen den Beiden durch. Kleine, abgebrochene Teile der Eisberge waren in den weißen Schaumkronen der Wellen schlecht zu erkennen. Konzentriert beobachteten wir, welche weiße Gischt sich nicht auflöst – das war Eis, dem wir auswichen.
Walter ging ein paar Stunden schlafen. Die nächsten zwei, etwas kleinere Eisberge, schaffte ich alleine.
Gegen 11 Uhr kam Grönland in Sicht. Aus dem Dunst am Horizont tauchte eine schroffe, gezackte Bergwelt entlang der Küste auf. Beim Näherkommen erkannte man Schneereste auf den Bergen.
Walter kam wieder an Deck, ich ging mich aufwärmen. Walter umfuhr viele Eisberge, manche so groß wie ein Einkaufszentrum. Temperatur um 17 Uhr 5 Grad C. Der NO – Wind ließ uns erst recht frösteln.
Gegen 20 Uhr segelten wir durch ein Eisfeld. Der Wind schwächte ab, je näher wir dem Land kamen. Das machte das Manövrieren unter Segel schwierig, wir starteten den Motor. Das Eisfeld war gut zu durchfahren, es war genügend Platz zwischen den Schollen. Begeistert schauten wir die vielfältigen Formen an. Mit wenig Fantasie erkannten wir allerlei Figuren.
Je weiter wir uns der Bucht von Tasiilaq näherten, umso mehr Robben sahen wir im Wasser. Plötzlich tauchte ein riesiger Wal direkt an Backbord der Snow Goose auf. Der dunkle, kräftige Rücken war greifbar nahe. Er schien unter dem Boot durch zu tauchen. Eigenartigerweise störte er sich nicht am Motorengeräusch. Mir war das ein bisschen zu viel Wal – so nahe.
Gegen 21.15 Uhr Ortszeit (in Deutschland 01.15 Uhr) legten wir, immer noch bei Tageslicht, in Tassiilaq an. Ausgehungert, aber glücklich, kochten wir erst mal Nudeln und Tomatensoße. Die Strapazen der Überfahrt waren schnell vergessen.

Ziel erreicht

Ziel erreicht

Blick über Tasiilaq

Blick über Tasiilaq

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