Dass wir auf der Fahrt in den Süden wenig Wind haben würden, war uns klar. Umso größer war unsere Überraschung, als gegen 18 Uhr plötzlich Wind aufkam. Bewährte 5 Bft ließen uns rasch die Genua hochziehen und endlich den Motor ausmachen. Der Wind hatte schon vorher endlich auf Nord gedreht leider nur mit 2 – 3 Bft. Bis 22 Uhr rauschten wir durch’s Wasser, dann nahm er ab auf 3 – 4 Bft. Wir kämpften tapfer auf Raumwind – Kurs bis 0.00 Uhr. Drei Bft von hinten sind ätzend. Dennoch, die fünf Bft waren von den Wetterdiensten nicht vorhergesagt.
Wir hatten berührende Erlebnisse mit Tieren. Gegen 12 Uhr sahen wir eine Robbe gemütlich ihren Kopf aus dem Wasser strecken, vermutlich hatte sie schon erfolgreich gejagt.
Eine Stunde später holte uns ein riesengroßer Delfinschwarm ein, Schule nennt man das, glaube ich. Plötzlich tauchten sie an der Backbordseite auf. Bis fast zum Horizont sahen wir ihre Rückenflosse auftauchen. Direkt neben der Snow Goose schwammen etliche der geschmeidigen Tiere. Unter Wasser sah man ihre Leiber hell leuchten, bevor sie mit ihren eleganten, kräftigen Körpern an die Luft glitten. Waren sie, wie wir, auf dem Weg in den Süden, in wärmere Gewässer? Wobei wir erst mal zu unserer warmen Stube unterwegs sind.
Einige Zeit später tauchte ein kleines, graues Vögelchen auf. Erst eines, dann drei – vier, eindeutig Landvögel. Das kommt immer mal wieder vor. Wir fragen uns, wie sie so weit auf’s offene Meer kommen? Wir erinnerten uns an die Überfahrt nach Lerwick auf den Schettland Inseln, als sich zwei im Bad niedergelassen hatten. Die Vögel flogen um die Snow Goose herum und landeten immer wieder auf dem Boot. Wir legten ein paar Körner für sie aus, die sie jedoch verschmähten. Eigentlich sahen sie sehr wohlgenährt aus.
Ich lag im Cockpit auf der Bank, als unerwartet eines auf meinem Bauch landete. Es hüpfte bis zu meinem Jackenkragen hoch. Vor Schreck traute ich mich kaum zu atmen und presste meine Lippen zusammen, da ich nicht wusste, wie nahe es mir noch kommen wollte. Es musterte mich mit seinen kleinen, schwarzen, perlenförmigen Augen. Nach einer Weile hatte es genug und flog davon. Walter lachte.
Kurze Zeit später landeten zeitgleich eines auf meiner Mütze und schaute mich von oben herab an. Ein anderes landete auf meinen gefalteten Händen auf dem rechten Zeigefinger. Ich spürte nur die zarten Füßchen, ansonsten hatte das Vögelchen kaum Gewicht. Wir schauten uns an. Ich war sehr berührt.
Walter lachte und meinte: „Jetzt hast du nicht nur einen Vogel, sondern zwei!“ Kurz danach kam ein großer Schwarm. ‚Unsere‘ Vögel zwitscherten aufgeregt und folgten ihren Artgenossen. Vermutlich handelte es sich um Zugvögel.
Bin ich nun die heilige Franziska oder eine Vogelscheuche, über die man sich lustig macht?
Unser eigentliches Ziel war Sunderland. Dort angekommen, hätten wir zwar tanken können, doch wäre kein Platz für uns frei gewesen. Vor zwei Jahren, auf dem Weg nach Holland, wollten wir dort auch tanken. Damals war die Zapfsäule kaputt. Wir legten wieder ab und fuhren nach Hartlepool, ca. 15 sm weiter. Hier liegen wir in der großen Marina bei hilfsbereiten, freundlichen Menschen. Die Marina erreicht man nur über eine Schleuse. Geschleust wird rund um die Uhr, nur eine Stunde vor und nach Niedrigwasser nicht. Hier fühlen wir uns wohl.
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