Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende. Demokrit

Ist Demokrit (470 -380 v. Chr.) auch nach Grönland gesegelt? Warum trifft er genau die Worte, die den Törn nach Grönland so treffend beschreiben?
Vermutlich hatte der kluge Mann zu seiner Zeit genügend Herausforderungen, ohne sich so weit in den Norden vorwagen zu müssen.
Wir haben es geschafft! Die Reise war anstrengend, doch wunderschön.
Zu Beginn der Saison waren wir uns nicht sicher, ob wir Grönland erreichen würden. Sehr früh und oft schauten wir auf die Wetterkarte, um immer wieder zu beschließen, das sagt uns jetzt nicht wirklich was, das wird erst interessant, wenn wir ablegen wollen. Wir beobachteten die Eiskarte. Dabei wurde uns die Situation in Grönland klarer. Oft sagten wir, jetzt könnten wir nicht in die Bucht von Tassilaq hinein segeln.
Doch letzten Endes hatten wir keine Vorstellung davon, was uns erwarten würde. Wir wussten noch nicht mal, wie Grönland aussieht.
Am 16.07. war es soweit. Alles, was wir berücksichtigen konnten, haben wir getan. Nun brauchten wir Mut für den ersten Schritt ins Unbekannte. Und den hatten Walter, Michael und ich, als wir gegen 20:00 Uhr in Reykjavik die Leinen einholten.
Was folgte, war eine Überfahrt mit genug Wind und zu hohen Wellen, Seekrankheit und erstaunlicher Belastbarkeit von Skipper Walter und nach drei Tagen der erste Sichtkontakt mit den unvergleichlichen Eisbergen. Schon alleine ihretwegen lohnt sich ein Törn nach Grönland.
Nach einer Woche schauen und staunen segelten wir zurück. Vor dieser Ãœberfahrt hatte ich großen Respekt, wusste ich doch nun zu deutlich, was uns erwarten würde. Drei Tage Anstrengung, hohe Wellen, die uns hin und herwerfen, Kälte und das Gefühl, Walter das Meiste davon alleine meistern lassen zu müssen -nicht schön! Gelernt habe ich dabei – egal, in welchem Zustand man sich befindet, alles hat irgendwann ein Ende. Heute ist die Ãœberfahrt schon lange Geschichte, die Mühen kaum mehr greifbar. Was bleibt, sind die Erinnerungen und Bilder eines beeindruckenden Landes und der Respekt vor den Menschen, die dort leben können und müssen. Was bleibt, sind die Erfahrungen mit uns selbst. Auch wenn wir an unsere Grenzen gekommen sind – wir haben es geschafft. Wir wissen, wozu wir in der Lage sind und gehen gestärkt daraus hervor.
Vor dem exotischen Ziel Grönland tritt die Umrundung Islands ein wenig in den Hintergrund, leider. Auch hier haben wir großartige Landschaften gesehen, interessante Menschen kennengelernt, hatten eher mit wenig Wind, als mit zuviel zu tun. Und möchten keine einzige Stunde dort missen. In Island haben wir uns viel länger aufgehalten als in Grönland. Auch deshalb, weil es dort mehr zu sehen gibt.
Die Färöer Inseln haben wir dieses Jahr von einer anderen Seite kennen gelernt. Wir hatten einen Tag lang ein Auto gemietet und sahen von Land aus beeindruckende Landschaften auf diesen schönen Inseln. Gegen Ende unseres Törns besuchten wir die Orkney Inseln, auch sehr sehenswert. Doch wie jedes Jahr werden wir zu diesem Zeitpunkt müde vom vielen Schauen und erleben, vom immer wieder auf neue Situationen einstellen, zu Wasser und auf Land. Wir kennen Segler, die auch so lange unterwegs sind, die zwischendurch Urlaub machen und irgendwo, wo es ihnen gefällt, zwei Wochen bleiben und nichts tun.
Jedenfalls habe ich gegen Ende den Eindruck – unsere Festplatte ist voll. Es macht etwas Mühe, noch eine Burg anzuschauen, noch mehr über die Geschichte der Länder zu lernen, noch andere Landschaften in uns aufzunehmen. Wir werden müde.
Zum Schluss noch ein paar Worte zum Thema Glück. Wir hatten auf unserem Törn, wie auch auf den vorherigen, eine Menge Glück. Dafür sind wir sehr dankbar. Wir hören immer wieder Geschichten von Seglern, was alles schief laufen kann. Diese Dinge geschehen überall, ob vor der heimischen Haustür oder weit weg. Wir können planen und uns informieren, wir können das Risiko möglichst klein halten. Doch wenn Missgeschicke geschehen sollen, dann tun sie das.
Unser größtes Missgeschick erlebten wir auf dem Weg von den Färöer Inseln zu den Orkney’s – und wussten das nicht mal. Wir hatten eine Leine eingefangen, die sich um den Propeller gewickelt hatte. Wir brauchten den Motor erst bei der Einfahrt zu den Orkney’s. Selbst da stellten wir nur etwas andere Geräusche als üblich fest und ein klein weniger Leistung des Motors. Ohne Probleme erreichten wir die Marina von Kirkwall. Als wir dort später den Motor wieder starteten, ruckelte und zuckelte er wie verrückt. Da wurde uns klar, wir hatten ein Problem. Und lösten das im Hafen selbst und in aller Ruhe. Das wusste schon Demokrit – Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende.

Und somit sind wir am Ende. Traurig, doch sehr dankbar nehmen wir Abschied von dieser Saison. Mir fehlen die Weite des Meeres und des Himmels, die Sonne, wenn sie millionenfache Lichter auf dem Wasser glitzern lässt, das Geschrei der Seevögel, das Rauschen der See, der kühle Wind, der durch die Kleider fährt, das Schaukeln und Getragen werden auf den Wellen, die reine, frische Luft, die Grenzenlosigkeit, die Freiheit.
Wieder geht mein größter Dank an Skipper Walter für seine bemerkenswerte psychische und physische Belastbarkeit, für seine Geduld und seinen Humor. Mehr denn je gilt – mit diesem Mann würde ich überall hinsegeln und mehr denn je gilt auch, ich muss nicht überall gewesen sein ;-).

Herzlichen Dank euch treuen Lesern. Ich hoffe,es ist uns gelungen, euch ein wenig zu unterhalten.

Wir laden euch ein, nächstes Jahr mit uns nach England und Irland zu segeln. Dort warten neue Herausforderungen auf uns.

Ende April heißt es wieder – Wer wagt kann verlieren, wer nicht wagt, hat schon verloren.

In diesem Sinn – alles Gute, bleibt gesund!

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