Dank unserer Törnänderung haben wir Zeit. Wir können auf Rügen alles anschauen, was uns interessiert. Am Donnerstag füllten dichte Nebelschwaden das Sassnitzer Hafenbecken, ein gespenstischer Anblick. Geräusche wurden von der feuchten Luft weitergetragen, ohne dass man genau orten konnte, wo sie herstammten. Bei diesem Wetter wären wir nicht aufs Meer rausgefahren.
Wir hatten vor, ans deutsche Nordkap zu fahren – nach Kap Arkona, von Land aus. Am Hafen gibt es eine Touristeninformation. Ein freundlicher junger Mann beschrieb uns genau, wie wir mit dem Bus dorthin kommen und wieder zurück. Im Innern der Insel schien die Sonne, in Wassernähe war es neblig. Am Kap nahmen wir zuerst an einer Führung des Marineführungsbunkers teil. Ein ehemaliger NVA-Angehöriger, der hier stationiert war, konnte uns eine Menge erzählen. Spannend fand ich, dass der Bunker 1979 angefangen wurde zu bauen. Ich dachte, der kalte Krieg wäre zu Ende gewesen, doch der NATO-Doppelbeschluss machte den Warschauer Pakt wohl nervös. Mich machte die Geschichte nervös, dass die NATO kurz danach eine Einsatzsimultation durchführte, was wiederum den Warschauer Pakt nervös machte, könnten sich doch kriegerische Absichten dahinter verbergen. Der Finger muss sich schon am Abschussknopf der Atombomben befunden haben. Hätte damals jemand die Nerven verloren, unsere Welt würde in Schutt und Asche liegen. Nachdem das bekannt geworden war, wurde den Verantwortlichen in Ost und West klar, es muss sich was ändern.
Ich bin sehr dankbar, dass es heute möglich ist, als staunende Touristin diesen ehemals geheimen Bunker von einem ehemaligen Soldaten vorgeführt zu bekommen.
In Kap Arkona gibt es zwei Leuchtürme, den Älteren, in dem das Schinkelmuseum untergebracht ist und den neuen, der in Funktion ist. Die Aussicht von beiden war etwas eintönig wegen des Nebels. Alles, auf dem Gebiet, ist liebevoll hergerichtet und lohnt allemal einen Besuch.
Danach fuhren wir zum Königsstuhl, dem berühmtesten Kreidefelsen. Auch hier gibt es ein anschauliches, mit viel Liebe hergestelltes Museum. Am Abend wanderten wir gut acht Kilometer nach Sassnitz. Der Weg führt durch einen der Natur überlassenen Buchenwald. Die Vögel zwitscherten, ansonsten war tiefe Ruhe. Über uns wölbten die Bäume mit ihren Kronen ein schützendes Dach, wir hatten festen Boden unter den Füßen, konnten weit ausschreiten, das alternative Programm zum Segeln. Gegen 20.30 Uhr waren wir auf unserem schwimmenden Zuhause.
Den Freitag verbrachten wir mit Putzen, Waschen und Einkaufen (und Schreiben).
Heute mieteten wir uns Fahrräder und fuhren zu einem schön hergerichteten ehemaligen Rittergut nach Kartzitz. Diese Zeit ist auch schon lange Geschichte. Wir fuhren ungefähr 50 km, für mich eine Leistung. Wann bin ich das letzte Mal Fahrrad gefahren? Unterwegs haben wir – ratet – genau, Fischbrötchen gegessen. Es ist Hornfischsaison. Dieser Fisch hat ungelogen grüne Gräten, ein ziemlich künstliches Türkisgrün. Ich fragte Walter,ob es in der Nähe eine Chemiefabrik gibt. Er meinte, nein, aber ein Atomkraftwerk (in Greifswald). Ok, das ist zur Zeit nicht witzig.
Nachtrag: Das AKW Greifswald ist seit 1995 stillgelegt und wird zur Zeit demontiert.
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