Kaliningrad!

Hallo Russland

Hallo Russland

Wir haben Kaliningrad am 12. Juni, um 14.30 Uhr erreicht. Gestern Abend funkten wir gegen 20.15 Uhr „port control“ in Danzig an, wir baten um die Erlaubnis, den Hafen verlassen zu dürfen. Auf die obligatorische Frage nach dem nächsten Hafen antworteten wir: „Kaliningrad.“ „You really go to Kaliningrad??“ „Yes, our next destination is Kaliningrad.“ Also, so abwegig fand ich das gar nicht, ich weiß, dass wir nicht die Ersten und hoffentlich nicht die Letzten sind, die nach Kaliningrad weitersegeln. „Dann müssen sie zum Ausklarieren, bevor sie Danzig verlassen.“ Wie, geht das Procedere schon in Polen los? Rasch wurde uns klar, wir verlassen die EU. Auch in Deutschland wird man dann von öffentlichen Einrichtungen verabschiedet. Alles klar, wo müssen wir hin? „Kommen sie zum lighthouse ‚irgendwo‘.“ Nun hatten wir das Verständigungsproblem. Jedoch einen Leuchtturm zu finden, ist nicht schwer. Bald hatten wir einen auf der Seekarte kurz vor der Ausfahrt Richtung Ostsee an Backbord ausgemacht. Fahren wir da mal hin. Und tatsächlich wurden wir schon von einem freundlichen, jungen Zöllner erwartet. Er nahm netterweise eine Leine entgegen. Nachdem er unsere Reisepässe angeschaut hat und wir ihm eine Crewliste ausgehändigt haben, war die Sache erledigt. Er meinte mit einem verschmitzten Lächeln: „In Kaliningrad sind die Kontrollen more special.“ Oh ja, das befürchten wir auch. Gegen 21.30 Uhr legten wir am Zoll ab. Die Fahrt begann harmlos. Eine leichte Brise erwartete uns, 2 – knappe 3 Bft. Wir hatten ungefähr 70 sm vor uns. Hoffnungsvoll setzten wir gegen 22 Uhr das Großsegel und die Genua und rauschten los Richtung Russland. Claudia und Michael wurden rasch müde, ich hielt bis 0.30 Uhr durch und verließ Walter dann auch Richtung Bett. Kaum dort richtig angekommen, frischte der Wind auf bis auf 5 Bft, mit einer Wellenhöhe von cirka zwei Metern Höhe, von schräg seitlich kommend. Das Wasser polterte gegen das Boot. Ich meinte in der Vorschiffkajüte, dass das Schiff gegen einen Bordstein kracht. In den Schapps klapperte das Geschirr. Walter barg das Großsegel. Michael schlief wohl sehr gut, Claudia und mich störte der Lärm. Walter hielt wie immer prächtig durch. Nahe dem russischen Hoheitsgewässer tauschte Walter die polnische mit der russischen Gastflagge aus. Ãœber Funk bekam er keinen Kontakt mit der Zollbehörde. Schon der polnische Zöllner konnte uns nicht sagen, auf welchem Kanal sie funken. Walter nahm Kontakt zu „Traffic Control“ auf Kanal 74 auf. Hier erfuhr er, dass wir zu Pier 81 sollten. „Traffic Control“ bot uns einen Lotsen an. Nachdem wir jedoch meinten, wir hätten eine gute Seekarte, war es auch in Ordnung. Wir fanden Pier 81 auf Anhieb, dank Seekarte und Plotter. Hier wurden wir schon erwartet. Eine Frau – mit einer wunderschönen Zopffrisur aus blonden, dichten Haaren und ein Mann, beide in Uniform, standen bereit. „Good morning.“ Niemand lächelte. Ok. Mit unseren Reisepässen und einer Crewliste zog der Mann von dannen. Die Frau hielt sich in der Nähe des Bootes auf. Es kam kaum zu einem Blickkontakt, geschweige denn zu einem Gespräch. Dazu stand sie zu weit weg vom Schiff. Ich hätte sie gern angesprochen, war aber zu unsicher, ob das erwünscht ist. Wir sind hier die Fremden. Nach geraumer Zeit kam der Mann mit einem weiteren zurück. Die Zwei betraten das Boot und gingen mit Skipper Walter nach unten in den Salon. Walter berichtet: Zunächst erschienen die beiden Beamten sehr reserviert und bürokratisch, Kaffee, Tee oder sonstige Getränke lehnten sie entschieden ab. Ich dachte: Also gut, Zurückhaltung zeigen und es über dich ergehen lassen. Als wir feststellten, dass unser Heimathafen Laboe ist und der Zöllner einen Freund in Eckernförde hat, war das Eis gebrochen. Die Stimmung entspannte sich und die Formulare waren schnell ausgefüllt. Noch ein paar Kopien von Bootsschein, Crewliste, Ausweis mit Visum übergeben und die Einklarierung war abgeschlossen. Sie hatten keinerlei Interesse daran, das Schiff zu durchsuchen. Andere Segler berichteten, dass ihre Boote zwei Stunden lang von Zöllnern durchgesehen wurden. Dabei blieb anscheinend kein Schapp und keine Bilge ungeöffnet. Einer schrieb selbst davon, dass während der ganzen Prozedur ein Soldat mit einer Kalaschnikov im Anschlag am Pier gestanden wäre. Nichts dergleichen bei uns. Das Gespräch verlief in angenehmer Atmosphäre. Die Beamten wiesen uns noch auf die vielen Sehenswürdigkeiten rund um Kaliningrad und Baltijsk hin. Sie bedauerten, dass so wenig Touristen zu ihnen kämen. Das bedauern wir auch. Sie wünschten uns einen schönen Aufenthalt, um 10.30 Uhr war alles erledigt. Wir legten ab und fuhren auf dem Kaliningradskiy Morskoy Kanal Richtung Kaliningrad zu. Hier herrschte reger Verkehr. Fischer und Angler waren unterwegs, ebenso viele Frachtschiffe. Zur rechten Seite zogen baumbewachsene, längliche Inseln mit vielen Vögeln an uns vorüber. Immer wieder öffnete sich der Blick zum Kaliningradskiy Zaliv, ein sehr schöner, weiträumiger Bodden. Zur Linken waren Werften und Fabriken zu sehen. Die private Marina `Fishboat` fanden wir leicht. Die Koordinaten lauten N54°42,17′-E020°28,15′. Hier liegen wir nun mit genügend Wassertiefe, näher an der Stadt und bewacht. Wir haben Strom und ein Dixie – Häuschen. Claudia und Michael erkunden schon mal die Stadt. Walter liegt endlich wohlverdient im Bett.

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