Ventspils – Sturm!

Große Aufregung im Hafen, Sturm ist angesagt. Schon das Anlegen gestern gegen 17 Uhr war schwierig. Die Heckboje haben wir gleich erwischt, dank unserem Haken. Der Wind kam jedoch so heftig von der Seite, dass wir mit dem Bug abgedriftet sind. Ein hilfreiches Paar stand schon am Pier und nahm die Leinen entgegen. Mit vereinten Kräften zogen wir die Snow Goose in Position. Schon näherte sich Christof, ein Einhandsegler aus Rosenheim. Ihn haben wir in Klaipeda getroffen und segelten auf Sichtweite von Pavilosta nach Ventspils. Sein cirka 8 Meter langes Boot war leicht zu manövrieren. Walter wollte eine Anlegerleine von Christof, der meinte: „Na, i geb dir koa Leine, du nimmst mein Bugsprit und ziagst mi omme, nur net loslassn.“ Walter meisterte die Aufgabe hervorragend. Auch Christof lag bald sicher vertäut im Hafen. Das erste Paar war nicht glücklich mit ihrem Liegeplatz, sie zogen wir alle zusammen auf einen besseren Platz.
Die Wettervorhersage meldete für heute bis zu acht Beaufort Windstärke und drei Meter hohe Wellen! Nein danke, jeder winkte ab. Das gibt einen Hafentag. Die Nacht war friedlich. Nachdem wir mit Christof eine Flasche Wein, Bier, Küstennebel und Bärlauchschnaps getrunken haben, schliefen alle gut. Morgens war es im Hafen recht friedlich, die Ruhe vor dem Sturm. Der Wind frischte langsam auf. Walter und ich wollten einkaufen gehen. Wir dachten, besser, wir gehen gleich, bevor hier der Bär tanzt. Walter übergab Christof eine Leine, Christof wollte nach dem Rechten sehen. Nach einer knappen Stunde kamen wir zurück. Welch ein Anblick! Die Snow Goose lag fast quer zum Pier, sie hat sich an Christof `s Sarah angelehnt. Was war geschehen? Kaum waren wir weg, hat der Wind unsere Heckboje in Bewegung gesetzt, die Snow Goose driftete ab. Christof und ein Ehepaar sicherten die Boote mit Leinen und Fendern. Andere hatten auch Probleme. Ein Schiff ist auf den Holzkai geschrammt, dem Schiff hat es weniger ausgemacht. Ein Paar hat sich gleich längseits an die Hafenmauer gelegt. Christof und wir liegen im 130° Winkel zur Mauer im Wind. Der Wind dreht, er hält die Snow Goose zunehmend weg von der Mauer.

7-8 Windstärken im Hafen von Ventspils


Gerade haben wir einen Blick auf die Ostsee geworfen, die Wellen kommen mit elementarer Kraft ans Ufer gedonnert, der Wind bläst so stark, dass man sich bequem in ihn zurücklehnen kann. Auf dem Meer draußen wäre die Snow Goose für Wind und Meer ein Spielzeug. Nur zwei Kite-Surfer haben ihren Spaß.
Vermutlich bleiben wir morgen auch noch in Ventspils. Der Wind soll nachlassen, nur bis sich die aufgeregte See wieder beruhigt hat, vergeht bestimmt noch ein Tag. Wenig Wind und hohe Wellen ist ein unangenehmes Segeln, das hatten wir schon.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.