01.05.2012 – Von Rendsburg nach Laboe, 22 Seemeilen, Wind NO 5, Barometer 1021 hPa, halbbedeckter Himmel, Temp. 14 Grad

Hallo!

Da sind wir wieder. Seit die Tage länger wurden, die Sonne an Kraft zunahm, überkam uns eine innere Unruhe. So müssen sich Zugvögel fühlen, wenn sie ahnen, dass es bald wieder auf große Reise geht.

Die Snow Goose hat das Winterlager gut überstanden, sie bekam ihren Mast zurück, wurde mit einer modernen Genua und einem noch moderneren Großsegel ausgerüstet – das hat jetzt Latten. Leider hatte die alte Genua nach gerade mal zwei Saisonen unreparable UV Schäden. Elvström machte uns ein Angebot, das wir gerne annahmen.

Die Snow Goose ist geputzt und bepackt. Vom Winterlager wurden wir mit lautem Hupen verabschiedet. Alle, die gestern noch bei Thomas` Abschiedsfest dabei waren, tröteten uns hinterher. Allen voran Thomas mit der lautesten Hupe. Ihm wünschen wir alles Gute und viel Glück bei seiner Regatta zu den Azoren. Allen Anderen wünschen wir eine wunderschöne und sichere Segelsaison. Vielleicht treffen wir ja Hans und seine Frau in Bergen.

Jetzt schippern wir auf dem Nord-Ostsee-Kanal nach Holtenau. Eigentlich ist das recht unspektakulär. Nicht jedoch, wenn man, wie ich, eine Akrobatennummer einschiebt. Ich stand am Ruder und wollte nur meine Teetasse zurück auf den Tisch stellen. Dazu beugte mich weit über das Lenkrad, verlor den Boden unter den Füssen, schaukelte auf dem Bauch, das Rad drehte sich durch mein Gewicht nach steuerbord zum nahen Land, ich zappelte mit den Beinen und bekam wieder Halt. Kurz vor den Steinen riss ich das Ruder herum. Die Fahrt hätte beinahe mit einer Kollision auf der Kanal-Mauer geendet. Das wäre ganz schön peinlich gewesen, wenn wir nach zwei Stunden wieder in der Werft des Winterlagers gewesen wären. Zumal uns Herr Wendland vom Obereider Yachtservice mit den Worten verabschiedet hat:“Macht nicht so viel kaputt.“ Ging das letztes Jahr auch nicht oder bin ich geschrumpft?

 

Anscheinend sind wir schon wieder mitten drin im Segelleben.

Unsere Reise geht diese Saison nach Island. Immer wieder sehe ich Wikinger vor mir, sie vertrauen auf ihre Erfahrungen, auf ihre Navigations- und Wetterkenntnisse und auf ihr Glück. Mutig stechen sie in See, fürchten weder Tod noch Teufel, wissen, dass am Ende entweder grenzenloser Ruhm oder das kalte Grab im Nordmeer wartet. Ha!

Na ja. Im Jahr 2012 sieht das Segeln ein bisschen anders aus. Wir sind ausgerüstet mit Plotter, Seekarten, Funk, AIS, Radar, … Wir haben Zugang zu ziemlich exakten Wetterberichten, haben unsere Ziele schon mal mit Google Earth angeschaut, sind versorgt mit interessanten Erlebnisberichten, Reiseführern, eben dem ganzen Wissen des 21. Jahrhunderts. Trotzdem bleibt die Reise spannend. Walter stellte sich in der Vorbereitung die Frage, muss man das Glück herausfordern? Eine wichtige Frage. Die Antwort ist, dass man sich mit einer noch exakteren Planung absichert.

So gilt auch dieses Jahr das Motto: Wer wagt kann verlieren, wer nicht wagt, hat schon verloren.

Erstes Anlegerbier

Erstes Anlegerbier

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