27.-31.08.2012 Edinburgh

Edinburgh ist beeindruckend. Liegt es am Alter? Die Stadt ist seit einem halben Jahrtausend der kulturelle Mittelpunkt Schottlands. Liegt es an der Lage? Wie Rom wurde die Stadt auf sieben Hügeln erbaut. Man nannte Edinburgh das Zentrum der `schottischen Aufklärung`, das `Athen des Nordens`. Sie brachte bedeutende Persönlichkeiten hervor. Für mich die wichtigsten sind James Young Simpson, der das Chloroform entdeckt hat und Joseph Lister, er gewann mit Karbol den Kampf gegen die Sepsis. Fast alle Leibärzte der russischen Zaren, seit Peter dem Großen, stammten aus Edinburgh.

Von Granton, unserer Marina, fuhr ständig ein Bus in die nahe Innenstadt. Allerdings muss man das Fahrgeld passend haben, die Fahrer wechseln nicht. Wir benutzen in solchen Städten gerne den Sightseeing – Bus. Diese Busse fahren alle Sehenswürdigkeiten an, man kann aus – und wieder einsteigen. Und man hört viel über die Geschichte und Geschichten der Städte, auf Deutsch!

Wie alle Besucher schauten wir uns das Castle an, das groß und mächtig auf einem lange erloschenen Vulkanfelsen über der Stadt ragt. Zum Glück konnten wir im Bus unsere Eintrittskarten kaufen, wir ersparten uns das lange Anstehen an der Kasse. Zufällig fanden wir uns um 13 Uhr zur `Ein – Uhr – Kanone` ein. Diese wird an jedem Wochentag um 13 Uhr abgefeuert. Eine Soldatin erledigte das mit strammem Schritt, ein lauter Bums und alle Zuschauer, bzw. Zuhörer zuckten erschrocken zusammen.

In der Burg gibt es verschiedene Museen. Mir hat am Besten das Kriegsgefangenenmuseum gefallen. Es ist sehr anschaulich mit lebensgroßen Figuren im Keller des alten Burggemäuers untergebracht. Die Gefangenen aus dem 18. und frühen 19. Jh. hatten ein Recht auf regelmäßiges Essen. Verglichen mit den Bettlern auf der Straße ging es ihnen wohl relativ gut. Allerdings wohnten sie äußerst eng auf – und übereinander und im Kellergewölbe war es mit Sicherheit kalt und feucht. Gewiss waren die Männer vielen Krankheiten ausgesetzt. Beeindruckend waren die Kunstgegenstände, die die Gefangenen mit einfachen Mitteln hergestellt und damit ein wenig Geld verdient haben. Heute werden ein paar davon im Keller ausgestellt.

Der Blick von der Burg ist atemberaubend.

Nach dem Besuch des Castles gerieten wir in einen Wolkenbruch, es goss in Strömen und wollte nicht mehr aufhören. Wir retteten uns zu einem Asiaten, genossen im Warmen ein leckeres Buffet und flüchteten anschließend zu unserer kuscheligen Snow Goose.

An einem anderen Tag brachte uns ein Spaziergang zum 250 m hohen Arthur`s Seat, ein weiteres Wahrzeichen der Stadt. Mit dem Sightseeing – Bus konnten wir bequem bis zum Fuß des Hügels fahren. Der Ausblick über Edinburgh war fantastisch.

Wir standen vor  `The Elephant House` – Birthplace of Harry Potter.

Wir aßen bei einem Italiener im Grassmarket. Das ist ein historischer Marktplatz, 1477 erstmals urkundlich erwähnt, war nach 1660 öffentlicher Hinrichtungsplatz. Zum Glück habe ich das erst nach dem Essen gelesen, igitt!

Wir liefen die Royal Mile auf und ab, sahen dort geschichtsträchtige Häuser, die ersten `Wolkenkratzer`, renommierte Geschäfte, Pubs, Restaurants, Hotels, Backpacker Hostels, Museen und Kirchen, idyllische Hinterhöfe und Seitengassen und jede Menge Lädchen. Man kann in einem fort Kilts kaufen, maßgeschneidert oder von der Stange. Trotz größter Mühe habe ich es nicht geschafft, Walter zum Anprobieren zu überreden. Liegt es vielleicht daran, dass ich meinte, die Schotten hätten aber nichts unterm Röckchen an?

Am letzten Tag fuhren wir mit dem Linienbus mit einem Tages – Busticket für 3 Euro pro Person zur Rosslyn Chapel südlich von Edinburgh. Anfangs war mir das peinlich – war uns die Rosslyn Kapelle einzig bekannt aus Dan Brown`s  „Sakrileg“. Nach dem Besuch fand ich es gut, dass wir dort waren und dass Dan Brown die Kapelle populär gemacht hat. Die Menschen pilgern scharenweise dorthin. Selbst Schotten haben uns erzählt, dass sie erst dort waren, nachdem sie den Roman gelesen hatten. Anscheinend kommen nun auch viele Amerikaner zu Besuch – schließlich war Tom Hanks ja auch da.

Die Kapelle ist wunderschön. Erbaut im 15. Jh., gefüllt mit kunstvollen Steinmetzarbeiten, in jeder Ecke eine Besonderheit. Wir ließen uns von einem kostenlosen Audioguide durch das Gemäuer führen, auf Deutsch!

Dank der vielen Eintrittsgelder kann die in die Jahre gekommene Kapelle vor dem Verfall gerettet werden.

In Edinburgh gibt es für jeden Geschmack eine Menge zu sehen und zu erleben. Die Stadt ist gewiss eine Reise wert. Ich wäre gerne noch länger geblieben. Doch wie schon oft auf diesem Törn hieß es wieder – Time, to say good bye. Ich war ein bisschen traurig.

 

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