31.08. – 01.01.2012 Nachtfahrt nach Blyth

Um von Granton wegzukommen, musste sich die Snow Goose erst mal wieder freischwimmen. Bei Niedrigwasser suhlte sie sich in ihrer ganzen Breite in den Schlick ein. Nur ihr dicker Bauch war zu sehen. Der Kiel war weit eingegraben, ein seltsamer Anblick.

Eigentlich wollte ich nicht darüber schreiben, um mich nicht als selten blöd erkennen zu geben. Sei`s drum: Nachts war das Clubhaus in Granton geschlossen, damit auch die Toilette. Macht nichts, wir haben ja eine an Bord. Für die kleinen Geschäfte ist das auch im Hafen kein Problem, denke ich. Nur sollte man, bzw. ich nicht die Wasserspülung benutzen, solange man im Schlick liegt! Bitte keine emails zu diesem Thema, ich habe mich schon genug über mich geärgert. Mein lieber Walter hat beim anschließenden – endlosen – Pumpen auf hoher See tatkräftig mitgemacht.

Die Nachtfahrt war unspektakulär. Wir hatten guten Wind. Der anfängliche Regen hat bald nachgelassen. Nachts gegen 2 Uhr nahm der Wind auf 5 Bft zu, mit gerefften Segeln wurde das für mich trotzdem eine gemütliche Fahrt, Walter war auch zufrieden. Wir kamen gut vorwärts. Gegen 8.30 Uhr nahm der Wind weiter ab auf 3 Bft., so fuhren wir den Rest bis Blyth unter Motor. Gegen 12 Uhr legten wir an.

In Blyth war an diesem Wochenende Regatta. Es ging recht quirlig zu. Die Sonne schien, wir hatten über 25 Grad Temperatur, ungewöhnlich für uns in diesem Sommer.

Der Royal Yacht Club ist in einem ehemaligen Feuerschiff untergebracht. Das wurde liebevoll restauriert und mit einer gemütlichen Bar ausgestattet. Die Duschen und Toiletten befanden sich ebenfalls an Bord.

Samstagabend gingen wir in die Bar. Dort wurden wir mit einer Herzlichkeit aufgenommen, wie wir sie noch nie erlebt haben. Alle sprachen mit uns. Ich wurde zweimal für eine Holländerin gehalten. Dass ich Deutsche bin, war auch in Ordnung. Die Engländer gingen völlig unkompliziert mit uns um. Auffallend war ihre große Hilfsbereitschaft. Wir fühlten uns sehr wohl und willkommen.

Am Sonntagabend kommen Ellen und ihre zwei Freunde zu uns an Bord, bevor sie nach Hause fuhren. Wir haben am Abend zuvor so viele Namen gehört, dass wir die der beiden Männer vergessen haben. Vor lauter Erzählen und Lachen haben wir vergessen, nochmal zu fragen. Macht nichts, wir mögen sie auch so. Der Abend war warm, keiner wollte unter Deck sitzen. Die Drei meinten, das wäre sehr ungewöhnlich für diese Zeit. Ellen wollte uns überreden, länger zu bleiben. Wir hätten das schöne Wetter mitgebracht, womöglich würden wir es wieder mitnehmen.

Die Offenheit und Freundlichkeit dieser Menschen ist selten. Das Leben wäre viel einfacher, wenn mehr Menschen so wären. Das Abschied nehmen fiel sehr schwer. Wir haben versprochen, dass wir wieder kommen, wenn es möglich ist.

Zum Glück haben wir einen guten Grund, nach Hause zurück zu kehren – unsere geliebten und heißvermissten Kinder. Und natürlich Minny, unsere Katze, die zum Glück trotz ihrer 17 Jahre noch unter uns weilt.

 

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