Zu Hause

Wie traurig das ist!

Heute war ich zum ersten Mal wieder auf unserer Seite. Mir ist ganz weh ums Herz geworden, als ich ein paar Bilder angeschaut habe.

Sofort habe ich das Gekreisch der Möwen vermisst, den Wind, der einem ständig um die Nase bläst, das ewige Rauschen des Meeres, den unendlichen Himmel, die Wolken in ständig wechselnden Formen. Bilder von Island, den Färöern, Schettland, Schottland, England, Norwegen, Dänemark, den Niederlanden tauchten vor meinem inneren Auge auf. Und immer wieder das Meer, sanft wiegend, tragende Wellen und Weite, soweit das Auge reicht. Der Rhythmus des Meeres fehlt mir. Ich schreibe nicht über den Rhythmus, den man im Landleben aushalten muss. Das kennt jeder selbst.

Nun denn. Wir sind jetzt Zuhause am richtigen Platz. Kathrins und Marcos Geburtstag haben wir ausführlich gefeiert, Anjas Geburtstag ebenfalls. Wo sollten wir sonst sein, zur Zeit, als hier?

Immer wieder werde ich gefragt, ob ich während des Törns Angst gehabt hätte. Nein, hatte ich nie. Walter ist ein kompetenter, umsichtiger Skipper, der zu jeder Zeit den Ãœberblick hatte. Unsere Snow Goose ist ein sicheres, Hochsee taugliches Boot und ein gemütliches Zuhause. Auf Wetterwelt, unserem Wetterdienst, konnten wir uns gut verlassen, die haben eher übertrieben was die Windstärken betrifft. So blieben wir vor bösen Ãœberraschungen verschont. Wir haben nicht einmal unser Sturmsegel gebraucht, zum Glück! Das ist vermutlich wie mit dem Regenschirm – wehe man hat ihn nicht dabei.

Einmal habe ich mich gefürchtet. An einem Abend auf der Nordsee, als es langsam dunkel wurde. Walter schlief unten im Salon. Mein Blick fiel auf den Plotter, meine Augen wurden vor Schreck groß wie Teller. Das Bild zeigte unendlich viele Wracks unter uns und um uns herum. Die müssen dort zum Teil übereinander liegen. Drohte hier Gefahr? Eigentlich nicht, das Meer war tief genug, vom Land waren wir weit genug entfernt.

Meine Fantasie machte mir Angst. Auf jedem Wrack waren einmal Menschen unterwegs. Was ist mit ihnen geschehen? Wie viele sind vom Meer festgehalten worden? Wie sahen sie heute aus?

An diesem Punkt verbat ich mir, weiter zu denken.

Viel lieber beobachtete ich den Vollmond, der ein Verkleidungsschauspiel am Himmel bot. Der Wind jagte dicke Wolken an ihm vorbei. Ständig wechselte er seine Gestalt. Manchmal flutete er das Meer mit seinem Licht.

Am nächsten Tag wollte Walter mir vom Film – Der Nebel des Grauens – erzählen. Darin werden Dorfbewohner von toten Schiffbrüchigen heimgesucht, die sie absichtlich in den Tod geführt haben. Ich verbat Walter, weiter zu reden.

Ich verabschiede mich nun von unseren treuen Lesern. Es hat gut getan, immer wieder von euch e-mails zu bekommen. Vor allem, wenn ich mal ein bisschen faul beim Schreiben war. Herzlichen Dank für euer Interesse.

Für nächstes Jahr haben wir viele Pläne, entschieden ist noch nichts.

Wenn wir die Landkarte anschauen und Island sehen, denken wir, dass das dieses Jahr eigentlich nur eine halbe Sache war. Wir sind ja nur an der Südküste entlang gesegelt.

Danken möchte ich vor allem meinem Skipper, meinem Ehemann und besten Freund Walter. Du hast mir den Törn so angenehm wie nur irgend möglich gemacht. Durch dich hatte ich Erlebnisse, die ich nie wieder vergessen werde. Ich habe Erfahrungen gemacht, die ich mir vorher nie vorstellen konnte. Ich habe Grenzen überschritten, die ich mich ohne dich nie getraut hätte. Mit dir würde ich überall hin segeln. Das heißt aber nicht, dass ich überall gewesen sein muss.

Danke!

Ich liebe dich.

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