Hurra, wir haben es geschafft! Wir sind seit dem 19.05. da, wo wir zwei Tage vorher schon sein wollten. Manchmal werden einem jedoch Steine in den Weg gelegt ;-).
Nebenbei bemerkt, Stolpersteine sind wichtig. Das Aufsetzen vor Kalmar hat mir gezeigt, dass ich nicht mal eben so übers Meer schippern sollte. Segeln fordert Respekt und Aufmerksamkeit. Sonst wird man unter Umständen eines Besseren belehrt, so wie ich. Dem Meer ist es gleich, mit welcher Einstellung man unterwegs ist…
Es ist unglaublich – gestern waren wir mit Leihrädern und strahlendem Sonnenschein im Norden Ölands unterwegs, heute wechseln sich Regen und Nebel ab. Der Hafen von Byxelkrok versinkt den ganzen Tag in einer grauen Suppe.
Gestern haben wir Trollskogen besucht, den Zauberwald im äußersten Norden Ölands. Ein vorwitziger Troll hat dort sogar einen Kiefernzapfen nach Walter geworfen! Obwohl der Hafenmeister gemeint hat, es gäbe keine Trolle, nur wenn seine Frau dort wäre(!). (Trolle sind Fabelwesen mit langen Nasen. Sie können sich unsichtbar machen. Doch anscheinend kann man sie riechen, sie stinken jedoch wohl auf übelste Weise).
Eine herrliche Wanderung von 4,5 km führte uns durch einen Wald mit uralten Eichen und Kiefern, die sich bis nahe ans Wasser vorgewagt haben. Sie sind durch Wind und Nahrungsmangel zu eigenartigen Formen gewachsen. Eine fast 1000 Jahre alte Eiche, bizarr verformt, genannt Trolleiche, bestaunten wir achtungsvoll.
Unser Weg führte an vielen Grabhügeln vorbei, zum Teil aus der Wikingerzeit um das 9. Jh. herum. Aus dem 16. Jh. steht eine 230 m lange, zum Teil gut erhaltene Steinmauer. Man nimmt an, dass sie dazu gedient hat, das Wild König Johann des Dritten aufzuhalten. Na, da hätte ja sogar ich getroffen ;-).
Traurig anzusehen war das Wrack des Schoners Swiks. Er ist an Weihnachten 1926 während eines Sturms gestrandet. Dicke Schiffsplanken kämpfen seither vergeblich gegen den Zerfall.
Auf Strandwiesen weideten Kühe direkt am Wasser – ein seltener Anblick.
Anschließend radelten wir zum langen Erik, das ist der nördliche Leuchtturm von Öland.
Auf der westlichen Uferstraße fuhren wir durch den Sonnenschein glücklich und zufrieden nach Hause.
Und heute? Jetzt ist es kurz vor 20 Uhr. Den ganzen Tag liegt dicker Nebel im Hafengelände, ab und zu regnet es. Selbst von den Möwen ist kaum etwas zu hören, gelegentlich stößt eine einen verzweifelten Schrei aus. Feucht und kalt ist es draußen. Wir lassen den ganzen Tag die Heizung laufen, um es wenigstens im Inneren des Bootes warm zu haben.
Außer uns liegen hier eine Yacht aus Schweden, aus Dänemark, aus der Schweiz und zwei aus Deutschland. Jeder versucht, irgendwie mit diesem grauen Tag fertig zu werden und sucht eine Beschäftigung. Ein Deutscher hat seine vier Ersatzkanister Diesel in den Tank geleert und anschließend mit seiner Frau einen Spaziergang zur nahen Tankstelle gemacht. Er meinte: „Man kann ja nicht nur essen und saufen.“  Die schwedische Crew, eine Frau und zwei Männer und wir machen Waschtag. Walter und ich bemühen uns nun, die Wäsche wieder trocken zu bekommen. Ich glaube, die Schweden haben alles in den Trockner gesteckt. Wir haben im Salon eine Wäscheleine gespannt für T- Shirts, Jeans und Socken. Das sieht seltsam aus.
Heute Morgen hat man die einen oder anderen Segler noch draußen auf ein Schwätzchen getroffen. Mittlerweile wirken die Boote verlassen. Vielleicht sind alle nach Hause gefahren?
Für morgen meldet der Wetterbericht Wind aus SSW, vier Bft, in Böen fünf und Sonne! Ideal, um nach Visby auf der Insel Gotland zu segeln. Das klingt für mich heute surrealistisch – wie aus einer anderen Welt.