11.07.2013 Von Haraholmen nach Bjuröklubb 58 sm

Klaus hatte an einem Tag alle Kurse, die man auf einem Segelboot fahren kann. Gestartet sind wir mit Halbem Wind, der dann auf Raum – Windkurs drehte. Wir setzten den Parasailor, leider nur für kurze Zeit. Solange der Wind von N auf S drehte, hatten wir 2 Bft, Motor – Kurs. Am Nachmittag nahm er zu, er blies mit vier Bft, wir kreuzten mit Am Windkurs und schöner Schräglage. Klaus hatte das Boot nach kurzer Zeit gut im Griff.

Ziel war Bjuröklubb. Walter war dieser Hafen von Anfang an suspekt. Schon im Hafenhandbuch sahen wir, dass er sehr klein und flach und nur über eine schmale Hafeneinfahrt zu erreichen ist. Ein Boot stand am Eingang, eine Tiefe von 2,10 – 2,30 m sollte dort sein. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie wir auf diesem engen Platz manövrieren könnten, hauptsächlich deshalb, weil es Richtung Land noch flacher werden sollte. Skipper Walter entschied: „Da fahren wir nicht rein.“ Ich war erleichtert. Nur hatten wir 58 sm hinter uns, es war kurz vor 20.00 Uhr, wir waren müde und hungrig.
Laut Seekarte gab es ein Stück weiter einen Ankerplatz. Ein finnisches Boot lag dort an einer einzelnen Ankerboje. Wir warfen unseren Anker. Zum ersten Mal würden wir am Anker liegend übernachten. Leider hielt er nicht, der Untergrund war wohl sehr steinig. Wir fuhren nochmal an – ein zweiter Versuch. Auch dieses Mal bewegte sich das Boot beim Kontroll – Rückwärtsgang. Was nun? Wo ist der nächste Hafen? Wir studierten die Seekarte. Gumbodahamn wäre tief genug, ca. 20 sm weiter, schluck. Als wir uns umschauten und das steinige Ufer sahen, gab es keine andere Möglichkeit. Oder doch?
Walter zog den Anker mit dem Ankerspill hoch. Ich stand am Ruder und sah, dass er sich sehr abmühte. Irgendetwas stimmte nicht. Vermutlich hatte sich der Anker doch verklemmt. Walter gab Anweisung – Rückwärtsgang, Vorwärtsgang. Plötzlich starrte er ins Wasser, was ist das? Klaus und ich gingen nach vorne. Walter hatte es mittlerweile geschafft, den Anker soweit hoch zu bekommen, dass er zu sehen war. Aus der Tiefe des Meeres hatte er etwas mitgebracht. Eine riesige, schwere Eisenkette hing am Anker, quer darüber hatte sich ein ca. 1,50 m langes Holzstück verklemmt. Die Ankerkette stand unter schwerer Spannung. Na, super! Jetzt mussten wir auch noch sehen, dass wir davon freikamen. Da meinte Walter: „Was ist, wenn wir einfach hierbleiben? An dieser Kette liegen wir sicher.“ Klaus war sofort dafür. „Wir können den Anker lösen und eine Leine durch die Kette legen“, schlug er vor. Ich war auch dafür. Die Beiden pumpten das Beiboot auf. Damit war Walter näher am Anker. Klaus arbeitete vom Bug aus. Mit vereinten Kräften brachten sie den Anker frei und legten die Snow Goose an die lange Leine. Ich kochte derweil ein Pilzragout. Nach getaner Arbeit genossen die beiden Helden ihr wohlverdientes Anliegerbier und wir gemeinsam das Essen und einen langen, wunderschönen Sonnenuntergang vom Cockpit aus.
Neugierig fuhren wir nach dem Essen mit dem Dingi zum nahen Hafen von Bjuröklubb. Wir hatten nicht bemerkt, dass noch eine Yacht angekommen war. So lagen dort ein Boot mit 32 Fuß und eines mit 27 Fuß. Den Tiefgang der Beiden kannten wir natürlich nicht. An Bord war alles still. Mittlerweile war es kurz vor Mitternacht. Nachdem wir den engen Hafen gesehen hatten, waren wir uns einig – wir hatten die richtige Entscheidung getroffen und verbrachten eine eisensichere, ruhige Nacht.

 

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