20. – 27.07.2014 Hafentage in Tasiilaq

Von Grönland hatte ich keine Vorstellung. Normalerweise rüsten wir uns mit Reiseführern aus, von Grönland hatten wir keinen. So kamen wir ziemlich unwissend hier an.
Nun sind wir schlauer. Grönland ist nur am Rand bewohnbar, und das auch nur im südlichen Teil. Je nördlicher, umso unwirtlicher wird das Land. In der Mitte ist die
Ice – Cap. Ein Grönländer erzählte uns, dass es dort im Sommer gefährlich ist, da sich unerwartet viele Gletscherspalten auftun. Im Winter ist es auch gefährlich, weil ein Sturm nach dem anderen über die endlose Weite tobt und man nur einen Tag auf Hundeschlitten vorwärtskommt, dann wieder Pause machen muss. Wir fragten ihn, ob es möglich wäre, auf dem Landweg nach Nuuk, der Hauptstadt zu kommen. Er meinte, nur mit dem Flugzeug, und das wäre sehr teuer.
Die Landschaft ist geprägt von schroffen Felsen, vielen Seen, Gletschern und natürlich Eis. Jeden Tag trieb das Hochwasser einen neuen Eisberg in die Bucht von Tasiilaq, das abfließende Wasser nahm ihn wieder mit auf’s Meer hinaus. Die Eisberge änderten in dieser Woche ihre Farbe von einem bläulichen Weiß zu einem kräftigen Himmelblau. Sie schmolzen; am Montag hatten wir fast 18 Grad C.
Hier leben hauptsächlich Inuits. Sie wirken scheu, schauen eher weg. Wenn man sie anlächelt und grüßt, lächeln und grüßen sie zurück. Auffallend sind die vielen Kinder, die ihren Spaß bei Spielen auf den Straßen haben. Vor vielen Häusern stehen die allgegenwärtigen Trampoline. Überall sind kleine Spielplätze mit Klettergerüsten eingerichtet.
Die Grönländer leben vorrangig von der Robbenjagd, im Meer gibt es ein essbares Gemüse. In den zwei Supermärkten von Tasiilaq bekommt man nahezu alles, Nutella, Knorrprodukte, Rittersportschokolade und vieles mehr – mit dem nötigen Kleingeld. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, der Alkoholkonsum ebenfalls. Würde das Land nicht von Dänemark unterstützt werden, wäre es hier im Osten wohl kaum überlebensfähig. In der Geschichte ist Tasiilaq immer mal wieder ausgestorben. Im Westen sieht es vermutlich anders aus.
Die Polizei besteht anscheinend ausschließlich aus Dänen.
Bisher waren wir von Mücken verschont geblieben, jedoch nicht hier in Grönland. Unzählige dieser lästigen Biester fliegen herum. Beim Wandern sollte man den Mund geschlossen halten. Viele Grönländer schützen sich mit Moskitonetzen, die sie sich über die Köpfe ziehen. Walter und Michael haben diverse Stiche abbekommen.
Am Mittwoch machten wir einen Tagesausflug zum Knut Rasmussen Gletscher. Um 9 Uhr fuhren wir im Hafen von Tasiilaq mit einem flotten Motorboot los. Eng an eng saßen wir mit einem holländischen Paar, drei dänischen Frauen, dem einheimischen Fahrer und der netten, jungen, dänischen Reiseleiterin. Der kundige Fahrer preschte gekonnt durch das Eis. Immer wieder krachte eine Scholle gegen die Bordwand. Wir hatten unseren Spaß.
Unser erster Stop war in der Ikateq Basis. Hier waren von 1942 – 48 US – Amerikaner stationiert. Als sie das Land verließen, ließen sie Tausende von Ölfässern, alte Trucks und eine Landebahn zurück. Das Wasser rundherum ist verseucht. In der Nähe gibt es zwei Ansiedlungen. Die Menschen trinken das Wasser nicht mehr, es gibt dort auffallend viele Krebsfälle.
Der riesige Knud Rasmussen Gletscher war beeindruckend. Hier picknickten wir.
An einem Tag wanderten wir durch das Tal der Blumen. An einem Bach entlang führte unser Weg zu mehreren Seen. Eine Vielzahl von bunten Blumen trotzt hier der harten Witterung, Gräser, Flechten und Moose suchen unbeirrt ihren Weg. Zwei umliegende Berge erklommen wir. Zum Teil gibt es Wanderwege, auch ohne kommt man gut zurecht.
Als wir in Tasiilaq ankamen, legten wir gegenüber dem Frachtschiff Johanna Kristina an der alte Tankstelle an. Das war ein Tipp von Lars, den Walter im Internet kennen gelernt hatte. Bei ihm haben wir den Ausflug gebucht. Vor uns war ein Stahlzaun mit einem abgeschlossenen Tor, über uns riesige Tanks, nicht sehr idyllisch. Ein freundlicher Arbeiter meinte, die Tanks wären voll mit Benzin und Diesel, es wäre zu gefährlich, hier liegen zu bleiben.
Wir verlegten uns längsseits an die Johanna Kristina. Dort hatten wir Strom. Wasser wollte uns der freundliche Hafenmeister nicht geben. Er meinte, die alten Rohre wären verdreckt, das wollten wir sicher nicht in unseren Tanks. Am Montag bat uns der Hafenmeister, uns nördlich des Hafens zu einem Ankerplatz zu verlegen, da er viel Verkehr erwartete. Tatsächlich kam und ging die Jahanna Kristina, ein noch größeres Frachtschiff und ein Kreuzfahrtschiff besuchten Tasiilaq ebenso.
Unser Wasser ging zur Neige. Die Häuser von Tasiilaq liegen malerisch an den felsigen Berghängen. Im oberen Bereich gibt es Wasserhäuschen, dort gibt es kostenlos Wasser. Das Problem war, wir hatten nur Dieselkanister. Außerdem war der Weg ziemlich weit. Ein polnisches Segelboot löste das Problem, indem es im Supermarkt mehrere 10l Kanister kaufte und Wasser von einem netten Grönländer nahe am Ankerplatz erhielt. Für uns organisierte Lars ein Auto mit einem großen Tank. Wir füllten von Land aus über viele Meter Wasserschlauch die Tanks auf.
In Tasiilaq gibt es ein Museum. Vor allem beeindruckte uns das nachgebaute Erdhaus. Sieben Monate im Jahr lebten die Inuits in Erdhäusern. Das sind weit in die Erde hinein gebaute Höhlen – vier Familien teilten sich ein solches Haus. Das war eng und dunkel, jedoch geschützt. Fünf Monate lebten sie in Zelten, vermutlich während der Jagdzeit.
Tasiilaq hat eine schöne öffentliche Dusche, von Montag bis Freitag geöffnet.
Gestern war unser letzter Tag in Grönland. Ein Samstag – was macht man Samstagnachmittags? Fußball schauen, klar, wie zu Hause. Tasiilaq hat einen riesigen Fußballplatz. Schon die ganze Woche fand hier ein Turnier statt.
Nun warten wir auf das Hochwasser. Mit dem abfließenden Wasser wollen wir heute Abend Grönland verlassen. Die Wettervorhersage ist gut für die nächsten drei Tage. Donnerstag möchten wir in Reykjavik ankommen.

Wir melden uns wieder.

 

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