Am Samstag, 28.05. legten wir zum ersten Mal abends gegen 18 Uhr in Polen an, genauer gesagt in Dziwnow. Der Ort liegt an der Mündung der Dziwna in die Ostsee. An den Molen winkten uns freundliche Angler zu, ein schöner Empfang. Wir wussten schon, dass es in Polen üblich ist, die Anzahl der Crew – Mitglieder und den letzten Hafen anzugeben. Am Zollanleger wartete bereits ein junger Mann auf uns, wir wollten anlegen. Er winkte uns vorbei. Es reichte, dass wir ihm die gewünschten Daten im Vorbeifahren zuriefen. Der Name des Skippers hat ihn noch interessiert. Ob er ihn richtig verstanden hat? So einfach ist das in Polen.
Sonntagmorgens saßen Birgit und ich gemütlich im Sonnenschein in der Plicht (Cockpit, Terrasse) und schauten rechts und links von uns den Fischern beim Ausnehmen der fangfrischen Fische zu. Immer wieder kauften Frauen bei ihnen ein. Wir hatten zum Essen Gemüse geplant. Irgendwann dachte ich, warum bessern wir unseren Speiseplan nicht auf? Vielleicht haben die Fischer für uns auch was übrig. Birgit und Walter waren rasch überzeugt. Walter und ich machten uns auf den Weg. Wir näherten uns zwei Fischern. Auf mein vorsichtiges „Dzien dobry“ (heißt anscheinend Guten Tag, wenn frau es richtig ausspricht) reagierte keiner der Beiden. Fragend wiederholte ich: „Dzien dobry?“ Ein Brummton kam zurück, verbunden mit einer Art Gruß, der sich anders als meiner anhörte. Ich dachte, oh je, ob das was wird? Walter fragte das obligatorische „Do you speak English?“ „Mmh.“ „German?“ „Ja, ja.“ Wow! Walter: „Wir möchten gern Fisch kaufen.“ „Ja, ja, Fisch.“ Hey! „Habe Steinbutt und Flunder.“ Ah, Steinbutt, den kennen wir. „Ja, ja Steinbutt hätten wir gern.“ „Ja, wieviel?“ Wir zuckten mit den Schultern. „Wir sind drei Personen, vielleicht drei Stück?“ „Für jeden?“ „Nein, nein, für alle.“ Dem Fischer fiel die Kinnlade bis auf die breite Brust. Jetzt schaute er uns sogar an. „Drei Persona, drei Fisch??“ Er sprach seinen Kollegen auf polnisch an, zwischen den beiden entwickelte sich ein angeregtes Gespräch, sie fuhren mit ihrer Arbeit fort. Dabei schauten sie angestrengt auf ihre Fische. Plötzlich packte der eine Fischer eine Plastiktüte und schaufelte Steinbutt hinein. Wir: „Halt, halt!“ Er murmelte was von `drei Persona, drei Fisch`. Er reichte uns die Tüte. Walter und ich strahlten ihn an. „Wieviel kostet das?“ fragte Walter. „Nix kosten, geschenk, geschenk.“ Wir: „Nein, nein, nicht geschenkt.“ Walter zog fünf Euro aus der Tasche und schaute mich fragend an. Hätte ich auch gegeben, signalisierte ich ihm. Der Fischer nahm das Geld an und legte gleich noch mehr Fische in die Tüte. Wir zählten später neun Stück.
Er meinte: „Euro krank, jetzt Euro krank.“ „Oh ja, Euro ist krank,“ antworteten wir. Alle machten betretene Gesichter.
Plötzlich strahlte der Fischer und schaute Walter fest an. „Immer einmal essen Fisch, einmal trinken.“ Ich meinte: „Wasser?“ Entsetzt schaute der Mann mich an. „Nix Wasser!“ Walter: „Wodka?“ Nun lachte er wieder: „Ja, Wodka!“ Wir lachten alle und verabschiedeten uns. Beim Weglaufen musste ich wieder lachen und meinte zu Walter: „Ich glaube, wir haben uns ganz schön blamiert.“
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