Der Danziger Hafen – eine Herausforderung!

Gestern haben wir Danzig erreicht. Von der Einfahrt aus der Ostsee bis zur Marina Gdansk sind es fünf sm. Der Hafen ist atemberaubend. Wir haben die Westerplatte passiert. Darauf wurde 1966 das monumentale Denkmal zu Ehren von 182 polnischen Soldaten errichtet. Sie haben sich sieben Tage gegen das deutsche Panzerschiff `Schleswig-Holstein`gewehrt. Das war ab dem 1. September 1939, die Jahrhundert – Katastrophe begann.
Vor dem Einfahren meldete Walter uns über Funk beim Gdansk Port Control an und fragte dabei nach einer Tanksstelle. Auf die Frage war der Controller nicht gefasst, er bat Walter zu wiederholen. Nach einer etwas längeren Pause meinte der Mann: „Fragen sie bitte bei der Marina Gdansk.“ Und irgendwas von Lotos. Das ist eine Tankstellenreihe in Polen, vermutlich wie Shell, Aral und Konsorten in Deutschland.Das gefiel uns nicht so gut, weil im Küstenhandbuch (in der aktuellsten Ausgabe 2005) stand – Diesel ist von dort nur per Taxi von einer relativ weit entfernten Tankstelle erhältlich. Oder, das hörte sich besser an – bei der Bunkerstation für Großschiffe am Südufer der Toten Weichsel vor der Eisenbahnbrücke. Genau, nur – wo ist das?
Walter durchforstete eiligst die Seekarte und meinte: „Da sind wir schon vorbei.“ „Das glaube ich nicht.“ erwiderte ich, schaffte es aber nicht, vom Ruder aus auf die verwirrende Seekarte zu schauen. Links passierte gerade eine Fähre, ich fuhr knapp an ihrem Hinterteil vorbei. „Da musst du rein,“ rief Walter aufgeregt. Er meinte den Kanal, aus dem die Fähre heraus gekommen war. „Da fahr ich nicht rein, das ist eine Sackgasse.“ Der Kanal endete nach einigen Metern. Walter schien beleidigt. „Dann eben nicht.“ „Jetzt schau doch nochmal in aller Ruhe, wo wir überhaupt sind.“ Walter studierte Karte und Hafenhandbuch. Mittlerweile bogen wir backbord Richtung Marina. „Ah, wir hätten da vorn rechts fahren müssen.“ „Gut, ich dreh um.“ Die Snow Goose pflügte durchs Wasser. Um uns herum waren riesengroße Werften mit noch riesengrößeren Schiffen. Staunend blickten wir xxx Meter zu den Giganten empor. Die Snow Goose wirkte wie ein Papierschiffchen daneben. Wir vergaßen fast, nach einer Tankstelle Ausschau zu halten. Hat schon mal jemand eine Rundfahrt durch den Hamburger Hafen gemacht? Der Danziger Hafen ist mindestens genauso beeindruckend.
„Soll ich um das blaue Gebäude rechts oder links herum fahren?“fragte ich. Oh, es bewegte sich auf uns zu. Ich weiche außen herum aus. Das war eine schwimmende Fabrik. Und das war der Moment, als ich Walter das Ruder übergab.
Wo ist nur die Tankstelle?
Plötzlich ertönte eine Stimme aus dem Handfunkgerät: „Sailing vessel Snow Goose, please go to Marina Gdansk.“ Walter erwiderte: „Wir möchten bei der Bunkerstation tanken. Können sie uns bitte sagen, wo das ist?“ Der arme Mann, völlig entnervt: „Go to Marina Gdansk. Ask there, PLEASE!“ Na gut.
Walter wendete erneut, wir nahmen Kurs zur Marina. Ihr werdet es nicht glauben, kurz bevor wir unser Ziel erreicht haben, lag an der Steuerbordseite eine wunderschöne `Lotos`Tankstelle, von der weder die Seekarte, noch das Hafenhandbuch, noch der Küstenführer etwas gewusst haben. Oder wir können nicht richtig lesen.
Vielleicht ist es besser, wenn wir uns bis Samstag möglichst unauffällig durch Danzig bewegen (an Land ist uns das bis jetzt gut gelungen) und Polen dann Richtung Kaliningrad verlassen. Möglicherweise möchten wir mal wieder nach Polen einreisen. Obwohl, wir sind alle EU – Mitglieder, sie müssen uns doch nehmen, oder?

Die Snow Goose und das Krantor - das berühmte Wahrzeichen von Danzig

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