Leinen los!

Weiter geht`s Richtung Osten. Für viele Segler ist Tallinn der Scheitelpunkt, weiter gen Ost wollen sie nicht. Die Meisten drehen ab Richtung Finnland. Wir denken, wenn wir schon mal hier sind… Wobei ich das Gefühl habe, die Zivilisation zu verlassen. Auf dem Weg kommen kaum noch Häfen. Wir würden gern bis Vergi kommen, das sind zirka 55 sm. Um 9.15 Uhr haben wir abgelegt, für unsere Verhältnisse sind wir gut in der Zeit. Allerdings haben wir noch getankt, wer weiß, ob es in der Wildnis was gibt ;-). Die Sonne scheint wieder, es ist warm. Am Wochenende gab es immer mal wieder Regen. Wind 3 – 4 Bft, am Himmel stehen ein paar Wölkchen, was will man mehr?
In Tallinn lagen wir neben einem freundlichen, holländischen Ehepaar. Die Frau ist 66 Jahre alt, sieht aus wie höchstens Ende 50. Die Beiden leben seit acht Jahren auf ihrem großen Motorboot. Das ist schon älter und sehr gemütlich. Ich durfte es anschauen. Das Boot hat eine gute Ausstrahlung.
Bei einem Glas Wein erzählte die Frau von ihrem Leben. Einen Winter haben sie in Berlin verbracht, einen anderen in Paris, immer auf dem Boot. Dieses Jahr ist Antwerpen und Düsseldorf geplant. Sie fliegt jedes Vierteljahr für drei Tage nach Amsterdam, dort wohnt einer ihrer Söhne mit Frau und zwei Kindern. Ihr Mann bleibt immer auf dem Schiff. Interessant, nicht wahr?
Für uns geht der Törn trotzdem Ende September zu Ende.
Die Fahrwasserstraße in der Bucht von Tallinn haben wir mittlerweile verlassen – ohne besondere Vorkommnisse. Wir haben die Hochgeschwindigkeitsfähren nicht geärgert und sie uns nicht.

12.30 Uhr
Der Adler fliegt allein.
Kurs Ost, wir sehen, immer kleiner werdend, die Segelboote, Frachter und vor allem die riesigen Fährschiffe, die nach Finnland fahren. Das sieht aus wie Feierabendverkehr mitten auf dem Meer. Aus der Distanz wirkt das, als ob sie alle in einer Reihe hintereinander herfahren würden. Um uns herum wird es einsam. Mit rauem Am Windkurs segeln wir mit Windstärke vier – fünf Richtung St. Petersburg.

23.30 Uhr
Vor einer guten Stunde haben wir in Vergi festgemacht, nach 60 sm und 13 Stunden. Uns zieht es nach St. Petersburg. Walter wäre am Liebsten gleich nach Narva, dem letzten Hafen in Estland, durchgesegelt, das wären nochmal 70 sm gewesen. Ich habe gestreikt. Wir haben OSO – Wind, in Böen Stärke 4, segelten also einen Am Windkurs, haben grobe Wellen gegen uns, nachts sollen die Böen noch zunehmen. Das wäre eine polternde Nacht geworden. Nein, das ist mir zu anstrengend, morgen ist auch noch ein Tag. Gute Nacht!

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