Seit wir am 31.07. in Haapasaari am Zoll festgemacht haben, bewegen wir uns mehr oder weniger mitten in den Schären. Von Kotka nach Helsinki umrundeten wir sie, nachts wollten wir uns das nicht antun. Im Dunkeln gibt es vielleicht auch nicht allzu viel zu sehen, wer weiß? Seit Helsinki Richtung Turku sind wir mitten drin. Auch der Weg zu den Alandinseln führt durch die wunderschöne Schärenwelt. Nach Schweden fuhren wir erstmals wieder 22 Seemeilen auf offener See und haben das sehr genossen. Der Wind bläst ungebremst, je nach Stärke. Wir hatten das Glück, mit drei – vier Beaufort und nordwestlichen Winden mit schönem Am Windkurs unterwegs gewesen zu sein. Beim Eintritt in die schwedischen Schären ließ der Wind sofort nach, die Wellen beruhigten sich. Das fühlt sich an, als ob man in ein Hafenbecken einfährt. Schweden kommt uns grüner vor als Finnland. Hier scheint mehr Gras zu wachsen. Was soll ich von den Schären noch schreiben? So oft habe ich nicht auf der ganzen Reise zu Walter gesagt:“Guck mal, guck mal da!“ Immer wieder erstaunt mich die Schönheit, die tiefe Ruhe, die sie ausstrahlen, wie sie zum Verweilen einladen, die vielen bildhübschen Häuschen und Häuser, die sie beherbergen, eine wie die andere ist romantisch, egal ob felsig, mit einem Baum oder mit einem Wald. Ich werde nicht müde, sie anzuschauen.
Das Segeln in den Schären erfordert mehr Achtsamkeit. Walter schaut, bevor wir lossegeln, genau die Seekarten an und bestimmt unseren Kurs. Danach gibt er die Wegpunkte in den Plotter ein. Dann muss man nur noch die Augen offen halten, was wir ja sowieso tun, und die Fahrt genießen. Die Wasserstraßen sind sehr gut betonnt. Nur einfach so in die Schären fahren würden wir nie. Man kann sich darin verirren wie in einem Labyrinth, nur dass das in diesem Gewässer fatal wäre. Nachts waren wir auch noch nicht unterwegs, obwohl die meisten Tonnen beleuchtet sind.
Ein anderes Thema sind die Fährschiffe. Oft muss man sich mit ihnen eine schmale Durchfahrt teilen. In unserem englischen Hafenhandbuch steht: `Wenn eine Fähre ausweichen müsste und die Wahl zwischen einem Felsen oder einer Yacht hätte, gäbe es nur `a little doubt`, wen sie wählen würde – die Yacht!!!` Englischer Humor.
Das Ganze kann man jedoch auch anders gestalten. Wir haben in Mariehamn einen Einhandsegler aus Polen getroffen. Er war mit seinem sieben Meter langen Kielschwerter unterwegs. Zur Navigation benutzte er einen Autoatlas! Ja, ihr habt richtig gelesen – einen Autoatlas. Er fragte Walter, ob er wüsste, wo man Seekarten kaufen könne. Vermutlich ist es ihm auf dem Weg nach Mariehamn nicht besonders gut ergangen. Wir waren gerade mit dem Anlegen fertig, Walter verwies ihn an den Hafenmeister. Später hörten wir, wie er andere Segler darum bat, sich ihre Seekarten anschauen zu dürfen. Diese bemühten sich, einen Fotokopierer zu finden. Während dessen kamen plötzlich zwei Zollbeamte den Steg entlang. Wir fragten uns, zu wem sie wollten. Sie klopften an das Boot des Polen. Wir sahen staunend, dass sie ihm Seekarten brachten. Alandische Gastfreund- und Seemannschaft! Der Nachbar – Segler meinte zu den Beiden, nun hätten wir eine Sorge weniger. Einer der beiden Beamten meinte skeptisch besorgt: „May be.“ Heute Abend spazierten wir durch das abendliche Stockholm. Wen sahen wir im Hafenbecken nahe der Stadt durch das Wasser kreuzen? Den polnischen Segler! Zum Glück hat er auch Stockholm erreicht. Anscheinend geht es auch so.
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